Eine Sammlung geht online. Die Ansichtskartensammlung von Ferdinand Filipic
Nachdem der Radkersburger Malermeister i.R. Herr Ferdinand Filipic 2019 verstorben war, ging der Stadt eine große Quelle des Wissens verloren. Filipic hatte nicht nur gute Kenntnis über die Geschichte der Stadt Bad Radkersburg, sondern er war auch ein leidenschaftlicher Sammler. In zahlreichen Ausstellungen und Publikationen ließ er uns an seinem Wissen teilhaben. Bei der Lösung so mancher historischen Frage wie auch durch die zur Verfügungstellung von Fotografien und Objekten hatte er das Museum im alten Zeughaus unterstützt. Ferdinand Filipics Witwe Gerda und ihre Kinder Andrea und Gernot haben seine Sammlung an Ansichtskarten und zahlreiche Fotos sowie Schriftstücke von historischem Wert im Jahr 2020 dem Museum und somit der Stadt Bad Radkersburg überlassen.
Im diesjährigen Stadtjubiläumsjahr möchte das Museum im alten Zeughaus Ihnen einen Einblick in die großartige Sammlung, die insgesamt 1053 Postkarten umfasst, geben. Wir stellen dafür jede Woche ein Ansichtskartenmotiv mit einer Kurzbeschreibung online.
Im Herbst wird es zu diesem Thema eine Ausstellung im Zehnerhaus geben und die Präsentation eines Projekts, das wir aktuell in Kooperation mit unserem ehemaligen Fachpraktikanten Florian Lamminger durchführen. Dieser beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit dem Titel 'Opening the Vault: Retrieving and Publishing Digital Museum Data' eingehend mit der Digitalisierung und Online-Veröffentlichung von Museumsdaten. Am Beispiel des Museums im alten Zeughaus und der Ansichtskartensammlung zeigte er, wie vorhandene digitale Museumsdaten zugänglich gemacht und publiziert werden können.
Die Ansichtskarte „Radkersburg (Steiermark) Hauptplatz“ lässt uns über den Hauptplatz in Richtung Langgasse blicken. Ihre Entstehungszeit liegt um 1900, ihr Verleger war Ferdinand Weitzinger aus Radkersburg. Das Bild zeigt ein einzigartiges Gebäudeensemble im Herzen der Stadt. Der Platz ist geprägt von zwei- und dreigeschoßigen Gebäuden, die Zeugnis vom einstigen Reichtum der Handelsstadt geben. Zahlreiche Bäume sorgen für eine natürliche Beschattung. In der Mitte des Platzes ist die barocke Mariensäule erkennbar, die an die Pestepidemie 1680 erinnert. Apropos Pandemie, ein kleines Zitat vom Verfasser:
„…Hast du die spanische Krankheit schon gehabt? Ich habe wieder Augenweh. Der Ida geht es ganz gut. Sie geht schon spazieren. Herzliche Grüße von der Schwester…“
Stadtpfarrkirche, Rathausturm, den Turm der Frauenkirche sowie den mittelalterlichen Wehrturm beim sogenannten Palais Herberstorff. Noch heute bietet sich dieser herrliche Blick beinahe unverändert. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man einen Barockpavillon zwischen Rathausturm und Frauenkirchenturm auf der Pfaffenbastei. Dieser wurde in den 1950er Jahren abgetragen. Die Befestigungsanlage mit Grüngürtel, der ehemalige Wassergraben, ermöglichen den nötigen Abstand, um diese einzigartige Schönheit wahrzunehmen.
Die Ansichtskarte „Gruß aus Radkersburg Steiermark“ ist eine Mehrmotivkarte. Die Absender haben sich auf der Vorderseite mit Unterschrift verewigt und schicken am 24. Juni 1899 dem „ehrenhaften Fräulein Käthe“ diese drei schönen Radkersburger Ansichten nach Laško/Tüffer. Der Ort befindet sich heute in Slowenien, seinen Ortsname trägt die bekannte Bierbrauerei, entstanden 1817. Das Thermalwasser wurde dort bereits seit 1852 genutzt, im traditionsreichen „Kaiser Franz Josef Bad“. Apropos Thermalwasser, zurück zu Radkersburg und den drei Motiven auf der Karte: zu sehen ist links oben die Langgasse mit dem Hotel Kaiser von Österreich und dem Rathausturm, das Wahrzeichen der Stadt. Das zweite Motiv gewährt uns einen „grenzenlosen“ Blick vom südlichen Murufer aus auf die beschauliche Stadt Radkersburg und schließlich ist der mit Bäumen gesäumte Hauptplatz mit Mariensäule Teil dieser kunstvoll gestalteten Ansichtskarte aus dem Verlag Johann Simonitsch, Radkersburg.
Diese Ansichtskarte aus längst vergangenen Tagen schicken wir all jenen, die sich mit den aktuellen Temperaturen etwas schwer tun. Aus der mit Schnee bedeckten eindrucksvollen Radkersburger Dachlandschaft ragen die Türme der Stadtpfarrkirche, des Rathauses und der Frauenkirche hervor. Auch die im Jahr 1910 errichtete Kavalleriekaserne ist links hinter der Kapuzinerkirche ganz rechts im Bild zu sehen. Im Hintergrund mittig erscheint das 1898 erbaute Landeskrankenhaus. Der Poststempel auf der Rückseite ist so schwach, dass man das Datum der Sendung nicht erkennen kann. Auch der Verleger scheint nicht auf, vermutlich entstand sie um 1910. Die Botschaft des Absenders ist klar: „Draussen regnet es, ich sitze aber im Wirtshaus mit einem Glas Wein und fühle mich wohl.“ Der Aufgabeort ist Radenci/Bad Radein, heute in Slowenien, welches schon lange vor Bad Radkersburg ein bekannter Kurort war. Ja, es hat sich seitdem viel verändert, das Klima, die Grenzen und noch so vieles mehr. Das Strecken von Wasser aus gesunden Heilquellen mit heimischem Wein ist allerdings eine Tradition, die seit langem gepflegt wird.
Diese Ansichtskarte wurde mit Weihnachtswünschen als Feldpost im Dezember 1916 von Radkersburg nach Pula geschickt. Zu den Wünschen kommt noch die Bemerkung, dass „Bier selten, dafür mehrere Weine“ vor Ort vorhanden wären. Zu viel Wein hatten die betrunkenen Männer der SHS-Militärpolizei am 10. März 1919 wohl auch intus, als sie das Denkmal Josefs II. stürzten. Das ist zumindest aktenkundig. Das Denkmal war 1902 auf dem Radkersburger Hauptplatz unter Bürgermeister Oswald Edler von Kodolitsch errichtet worden. Ein Eisenbein und die Beschriftungstafeln blieben erhalten. Das Bein ist im Museum ausgestellt, die Tafeln sind im Eingangsbereich des Rathauses zu finden und die Jahreszahl 1919, die uns an dieses Ereignis in der Zeit der Besetzung der Stadt erinnern soll, war in das Pflaster des Hauptplatzes genau an der Stelle, wo sich das Denkmal befand, eingelegt. Aktuell wird der Hauptplatz saniert. Die Jahreszahlen 1919, 1600 und 1945, die als Teil des Konzepts der Hauptplatz-Neugestaltung Ende der 1950er Jahre unter Bürgermeister Alfred Merlini verlegt worden waren, werden in Zukunft an ihren alten Positionen zu finden sein. Was es mit 1600 und 1945 auf sich hat, erfahren Sie nächste Woche.
Wie letzte Woche in dieser Reihe angekündigt, widmen wir uns einer weiteren Jahreszahl, die in den 1950er Jahren im Zuge der Altstadtsanierung in der Pflasterung verewigt wurde: 1945. Sie steht für das am Radkersburger Hauptplatz errichtete und 1958 auf den Grazertorplatz verlegte Denkmal der sowjetischen Besatzung. Interessant ist, dass das Denkmal – wie auch das sogenannte „Russendenkmal“ am Schwarzenbergplatz in Wien – unter dem Schutz des Österreichischen Staatsvertrages steht. Die drei übergroßen Soldaten wurden vom Grazer Künstler Wilhelm Gösser modelliert. Das wuchtige Denkmal stand direkt vor der Mariensäule. Nach zähen Verhandlungen mit der russischen Botschaft in Wien erreichte Bürgermeister Alfred Merlini Mitte Juni 1958, dass das Denkmal abgetragen und in verkleinerter Form am Grazertorplatz wiedererrichtet werden konnte. Übrigens fiel die Steiermark durch das Abkommen der Besatzungszonen zwischen den alliierten Siegermächten vom 9. Juli 1945 in die britische Besatzungszone. Am 24. Juli 1945 trafen die ersten englischen Soldaten in Radkersburg ein. Die Temperaturen zur Zeit der Aufnahme dürften den aktuellen ähnlich gewesen sein.
Als diese Ansichtskarte von Radkersburg nach San Franzisco am 9. Jänner 1911 geschickt wurde, war es 311 Jahre her, dass auf diesem beschaulichen Platz lutherische Schriften verbrannt wurden. Radkersburger Bürger traten erstmals 1541 öffentlich für die Lehre Luthers ein. Von den Rekatholisierungsversuchen ab den 1570er Jahren zeigte man sich vorerst unbeirrt. 1582 wurde am Prentlhof vor den Stadtmauern eine protestantische Kirche gebaut. Nachdem sämtliche gegenreformatorische Maßnahmen in der Stadt weitgehend erfolglos geblieben waren, wurde Radkersburg 1599 von 150 „guten teutschen Musketieren“ und 170 „bischöflichen Untertanen“ besetzt. Der Stadt wurden Privilegien und Gerichtsbarkeit entzogen, die Bürger angehalten ihren „Irrglauben“ abzulegen, Ratsmitglieder mit Geldstrafen belegt und eine neue Stadtverwaltung eingesetzt; 1600 schließlich verbotene Bücher konfisziert, vom Pfarrer inspiziert und anschließend verbrannt. Die historischen Eckdaten 1600, 1919 und 1945 werden uns nach der Neugestaltung des Hauptplatzes wieder an bedeutende Ereignisse der Radkersburger Geschichte erinnern.
Diese schöne Ansicht zeigt die Radkersburger Stadtpfarrkirche mit dem Stadtgraben. Bei der ersten urkundlichen Nennung 1182 wird mit „ante ecclesiam radkerspurch“ eine Kirche erwähnt, wobei es sich damals wohl nur um den romanischen Vorgängerbau handeln kann. Urkundlich wird die St. Johannes Kirche erstmals 1396 genannt. Den Kern der Kirche bildet eine Pfeilerbasilika aus dem 14. Jahrhundert. Anfang des 16. Jahrhunderts entstand das prächtige Hauptportal. Kirche und Dechanthof - beide an die westlich gelegene Stadtmauer angebaut – hatten auch wehrtechnische Aufgaben zu erfüllen. An der Westseite des Turmes sind noch Schießscharten zu sehen. Der Grüngürtel war einst mit Wasser gefüllt und Teil des Befestigungskonzepts, vorgegeben von italienischen Baumeistern aus dem 16. Jahrhundert. Heute ermöglicht dieser Grüngürtel durch den vorgegebenen Abstand auch die schöne Aussicht auf die Silhouette der Stadt. Die Karte wurde übrigens am 5. März 1920 von Halbenrain mit besten Wünschen zum Namenstag von Amalie an ihren Bruder Josef nach Berlin geschickt.
Laut mündlicher Auskunft fand die letzte Hausgeburt in Pridahof 1954 statt. Das war auch Thema bei den Recherchen zum Dorf, welches in einer Ausstellung mit der Eröffnung am 13. Juni 2024 um 18. 30 vorgestellt wird. Dieses Datum markiert auch einen allgemeinen Wendepunkt von der Hausgeburt zur Geburt in einer öffentlichen Einrichtung. Ab den 1950er Jahren war plötzlich eine Hausgeburt unvernünftig und exotisch. Was das mit dem gezeigten Motiv zu tun hat? Für die meisten Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre aus Radkersburg und Umgebung war der Geburtsort Altneudörfl 138, und diesen sieht man auf der gezeigten Ansichtskarte aus dem Jahr 1898. In diesem Jahr wurde das Gebäude, errichtet unter der Leitung des Grazer Architekten Leopold Thyer, feierlich eröffnet. Die Institution gab es aber schon seit 1840 als städtisches Krankenhaus. 1866 wurde aufgrund eines steirischen Landesgesetzes aus dem städtischen Krankenhaus eine allgemein öffentliche Krankenanstalt mit der Verpflichtung, jeden Kranken aufzunehmen. Zuerst stand das Krankenhaus am Frauenplatz, übersiedelte später in die Ungarstraße, bis es zuletzt im neuerbauten Haus in Altneudörfl seinen gegenwärtigen Platz fand. Mit der Zusammenlegung der sogenannten Umgebungsdörfer 1969 wurden auch Gemeindegrenzen verändert und das LKH kam zur Stadt Radkersburg. Seit damals lautet die Adresse Dr. Schwaigerstrasse 1, dort kamen 1970 354 Kinder zur Welt, 1993 wurde die Gebärstation geschlossen.
Diese Ansichtskarte ist gleichzeitig eine Einladungskarte an den späteren Bürgermeister von Radkersburg, Stefan Kaufmann. Die Rückseite verrät uns, wozu geladen wurde: „Zum Festmahl anlässlich der Enthüllung des Kaiser Josef Denkmals in Radkersburg am 31. August 1902. Speise-Ordnung: Geflügel-Suppe; Lendenbraten mit Gemüse; Ente mit Salat und Dunstobst; Käse und Obst; Kaffee. Vortrags-Ordnung der städtischen Musikkapelle: „Österreichs Flagge“, Marsch von Pfeifer; „Don Juan“, Ouverture von Mozart; „Schönbrunner“, Walzer von Lanner; „Frühlingserwachen“, Romanze von Em. Bach; „Licht und Schatten“, Polka mazur von Strauß; Erinnerung an Rich. Wagners „Tannhäuser“ von Kamm; „Am Abend“, Idylle von Czibulka; „Steirische Tänze“ von Lanner. An den Sturz des Denkmals im Zuge der Besetzung der Stadt erinnert die Jahreszahl 1919, die nach der Neugestaltung des Bad Radkersburger Hauptplatzes wieder zu sehen sein wird.
Nachdem wir Ihnen letzte Woche eine Ansichtskarte aus der „Sammlung Ferdinand Filipic“ schuldig geblieben sind, gibt es diese Woche zum Wochenende gleich zwei Stück: die Innen- sowie die Außenansicht des sogenannten Grazertores. Das Tor war ursprünglich Teil der Befestigungsanlage Radkersburgs. Es schloss im 19. Jahrhundert direkt an die Schlosserei des Anton Gerschack an, bei welchem Johann Puch in den 1870er Jahren einen Teil seiner Ausbildung absolvierte. Das Tor wurde 1878, ein Teil der Schlosserei nach dem 2. Weltkrieg abgebrochen. Die Reste des ehemaligen Handwerkerbetriebs erhielten in den 1960er Jahren eine turmartige Form. Dieses Gebäude wird heute noch als „Puchturm“ bezeichnet, der Plan war einst, das Objekt zu einem Erinnerungsort an den berühmten Fahrradkonstrukteur und Begründer der „Puchwerke“ Johann Puch zu machen. Die Fassadendekoration am Gebäude, geschaffen von der Künstlerin Dina Kerciku, erinnert an diese Ambitionen. Sie war der Stadt Radkersburg und Bürgermeister Alfred Merlini sehr verbunden. Seit wann das Tor „Grazertor“ hieß ist nicht bekannt, es wurde auch als „Murtor“ bezeichnet. Am anderen Ende der Langgasse befand sich einst das „Ungartor“. Von diesem gibt es keine Ansichtskarte, da es schon Jahrzehnte früher abgerissen wurde, aber das ist eine andere Geschichte.
Die Karte „Radkersburg in Steiermark“ zeigt den Teil der neuzeitlichen Befestigungsanlage im Bereich der Pfaffenbastei. Von links nach rechts sind das Gebäude der heutigen Musikschule, die Stadtpfarrkirche mit Dechanthof, der mittelalterliche Turm beim „Freyspurghof“ sowie der Barockpavillion, der sich einst auf der Bastei befand, zu sehen. Der Absender fügte auf der Vorderseite noch „Ober Radkersburg slow.“ hinzu. Abgebildet ist außerdem das Radkersburger Stadtwappen. Wobei wir gleich wieder beim Thema Stadtjubiläum wären: Radkersburg erscheint erstmals in einer Urkunde von 1299 als Stadt. Als Siegelzeuge in fremder Angelegenheit bezeugt die Stadt einen Güterverkauf ihres Burghüters Aloch von Ful an den Bischof von Seckau. Mit dem Siegel, das als Legende „S. Civitatis Ratkespvrch“ führt und das achtspeichige Rad als Wappenbild zeigt. Die Ansichtskarte wurde am 17. August 1926 versandt, also sechs Jahre nachdem die Mur zum Grenzfluss wurde. Der knappe Text lautet: Wagentour Gleichenberg – Halbenrain – Radkersburg – Goritz – Straden – Gleichenberg. Wäre interessant zu erfahren, wie lange man dafür gebraucht hat.
1928 wurde ein Zeppelin über Radkersburg gesichtet. Dieses Jahr markiert auch den Höhepunkt der Zeppelin Luftfahrt, und Radkersburg war damals offensichtlich wichtig genug, dass Hugo Eckener, Nachfolger des Luftschifferfinders Ferdinand Graf von Zeppelin, die Stadt besuchte. Der Erstaufstieg eines Prototypen erfolgte am 2. Juli 1900, ab Sammlung Ferdinand Filipic1908 wurden Zeppeline für Militärzwecke genutzt, ein Jahr später zur Personenbeförderung. Eckener gelang es sogar, einen Auftrag für ein amerikanisches Starrluftschiff an Land zu ziehen. Dieses wurde zum bis dahin besten Zeppelin und vom Konstrukteur höchstpersönlich von der Produktionsstätte in Friedrichshafen nach Lakehurst bei New York überstellt. 81 Stunden soll die Fahrt über den Atlantik gedauert haben. Von wo aus und wie Eckener nach Radkersburg gereist ist und wie lange es dauerte ist uns nicht bekannt. Auch ob das Motiv der Ansichtskarte im Zusammenhang mit seinem Besuch zusammenhängt muss offen bleiben.
In Radkersburg änderten sich im Laufe der Zeit Straßennamen sowie Hausnummern. Das Haus Hauptplatz Ecke Schulgasse (heute Emmenstraße) war ab 1902 im Besitz von Matthias Padaritsch, der in seiner „Specerei- und Landesproduktengesellschaft“ eine „Niederlage für garantiert echtes steirisches Kürbiskernöl Kronenmarke“ hatte. Neben dem Eingangsportal des Geschäftslokals war auf einem Schild das weitere, reichhaltige Angebot aufgelistet: "Lager von Amerikanischen Petroleum, Zucker, feinsten gebrannten u. rohen Kaffee, Jamaika u. Kuba Rum, feinsten Slivovic u. Trester Essig Essenz, Rosinen, Weinbeeren, Mandeln, bosnische Pflaumen, Bruch u. Glace Reis, Rollgerste, Reisstärke,Wasch- u. leiberseife, Besen, Borsten, Lampenzünder, Alle Gattungen Öl, Farben, Lacke, bestes Waschmittel, Schwarze Luculus Mastin, Bartes Futterkalk, Garantiert reinen seidenfreien steirischen Luzernen- Kleesammen, Gras, Runkelrüben, sowie sämmtliche Blumen und Gemüsesammen Sorten.“ Einige Jahre später wurde der Laden von Anna Padaritsch als Gemischtwarenhandlung geführt. 1949 übernahm diese Victor Maitz sen. Sein Sohn Victor jun. betreibt heute an diesem Standort das Sportgeschäft SPORT MAITZ.
Eine der dominantesten Bauten in Bad Radkersburg ist das so genannte Palais Nádasdy, benannt nach General Ferenc IV. Nádasdy. Dieser heiratete Katharina Rima-Széchy, Tochter von Peter Rima-Széchy. Peter war der letzte männliche Vertreter der Familie, und so erbte nach seinem Tod dessen Schwiegersohn Ferenc 1689 die große ungarische Herrschaft Felsölendva im heutigen Grad. Zur Herrschaft gehörten über 50 Dörfer, die im nördlichen Teil des heutigen slowenischen Prekmurje lagen. Um 1700 erwarb Ferenc Nádasdy das Haus in der heutigen Emmenstraße 19. Das Wappen findet sich noch heute im Erdgeschoss des Gebäudes, in welchem gegenwärtig die Mittelschule Bad Radkersburg untergebracht ist. Dieses und vieles mehr steht im Beitrag „Der ungarische Graf Franz/Ferenc IV. Nádasdy (gest. 1723) und seine Beziehungen zur Südoststeiermark“, verfasst von Christa Schillinger-Prassl und Franz Josef Schober, veröffentlicht in den „Feldbacher Beiträgen zur Heimatkunde der Südoststeiermark, Heft 13. Das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Haus wurde wiederaufgebaut und 1970 um eine Etage erhöht.
Den südlichen Abschluss der Langgasse bildet ein historistischer Monumentalbau aus dem Jahr 1896. Heute findet sich hier das Finanzamt. Ursprünglich war in diesem Gebäude die „Sparkasse“ der Stadt untergebracht. Der Bau eines so dominanten Bauwerks an dieser Stelle war erst nach Abbruch der Murbastei und des Grazertores möglich gewesen. Am 10. Juni 1895 wurde der Spatenstich gesetzt, 17 Tage später der bekannte österreichische Architekt Leopold Theyer mit der Bauausführung beauftragt. Theyer, ein Vertreter des Späthistorismus, studierte in Wien und entwarf zahlreiche Häuser am Grazer Joanneumring sowie auch das Radkersburger Landeskrankenhaus. Einer seiner Schüler und Mitarbeiter war der bekannte Architekt Jože Plečnik.
Diese Ansichtskarte eröffnet uns einen Blick in die Emmenstraße, die damals noch Sporgasse hieß. Im Zentrum befindet sich das ehemalige Zeughaus der steirischen Landstände, in welchem heute das Museum der Stadtgemeinde Bad Radkersburg untergebracht ist. Das Gebäude wurde zwischen 1585 und 1588 unter der Leitung des italienischen Festungsbaumeisters Francesco Marmoro de Pone , der sich später auch Franz Marbl nannte, zeitgleich mit dem Provianthaus, heute Langgasse 42, errichtet.
Der Name „Wegschaider“ ist vielen in Bad Radkersburg noch ein Begriff. Die Brüder Franz und Oskar Wegschaider führten Ende des 19. Jahrhunderts in der Langgasse ein Geschäft mit „Manufakturwaren bester Qualität“, auf der Ansichtskarte rechts zu sehen. Das Brüderpaar ging nach einiger Zeit geschäftlich getrennte Wege. Franz erwarb auf der gegenüberliegenden Straßenseite, links im Bild, das Haus Langgasse Nr. 35. Dort bot er ebenso wie sein Bruder Bekleidungs- und Textilwaren an. Franz musste infolge aufgrund der Namensgleichheit der Firma „Wegschaider“ sein Geschäft umbenennen, daher stammt der Name „Eck Wegschaider“. Das dominante Gebäude in der Langgasse 35 wurde zu Kriegsende zerstört, nach dem Wohnhauswiederaufbau das Geschäft 1953 neu eröffnet. Nach dem Tod von Franz Wegschaider übernahm seine Frau Maria die Leitung bis zu ihrem 91. Lebensjahr, ihr folgte ihre Tochter Maria Merlini. Seit 1998 wird es von Franz Enkelin Angelika als „Moden Helleis“ geführt.
Der Name des lauschigen Platzes steht im Zusammenhang mit der militärstrategischen Bedeutung Radkersburgs, die der Stadt bereits seit ihrer Gründung zukam. Der Begriff Tabor bezeichnet eine frühneuzeitliche Wehranlage aus Mauern, Wohnräumen, Speichern und Ställen. Die Ansichtskarte zeigt außerdem die „Florianisäule“ im Zentrum des Taborplatzes, den Malerbetrieb von Hans Schmiderer sowie im Hintergrund das sogenannte Palais Nadasdy, welches in dieser Reihe bereits ausführlich besprochen wurde.
Hier ein Blick in die Spor- beziehungsweise Schulgasse. Heute trägt diese den Namen Emmenstraße. Was es mit den Straßenbezeichnungen auf sich hat? Dazu ein anderes Mal. Links im Bild ist das Geschäftslokal der Firma „Straschek“ zu sehen. Die Brüder Jakob und Franz Straschek gründeten im Jahr 1892 in der Radkersburger Sporgasse ein Unternehmen, welches sich auf den Verkauf und die Installation von Badezimmerzubehör, Warmwasseraufbereitungssystemen und Heizungen spezialisierte. Franz übersiedelte 1899 in die nahegelegene Schulgasse 4, gegenüber der heutigen Mittelschule, und eröffnete dort ein Installationsunternehmen mit Spenglergewerbe. Der traditionsreiche Betrieb wird bis heute in mehreren Generationen geführt. Der Betriebsstandort unter der Leitung von Paul Straschek befindet sich heute in der Halbenrainerstraße 7.