„Die Entsorgung war dann recht kostspielig“ - ehemalige Tiefkühlanlage in Bierbaum am Auersbach
Der Kaufmann Franz Harb sen. stellte 1956 im Sinne der Bevölkerung von Bierbaum, Aug, Trössing und Perbersdorf bei St. Peter am Ottersbach beim Bau seines neuen Geschäftshauses Räumlichkeiten für eine öffentliche Kühlanlage unentgeltlich zur Verfügung. Er erhoffte sich dadurch eine höhere Kundenfrequenz für seine Gemischtwarenhandlung, in welcher Lebensmittel, Textilien, Papierwaren, Farben und Lacke, Eisenwaren und Leder verkauft wurden. Auch der Tauschhandel florierte: Vor allem Eier, „Sauhäute“, Kürbiskerne, Pilze und Heidelbeeren wurden von den Leuten gebracht und gegen Bares umgerechnet. Kürbiskerne wurden meist gleich gegen Kernöl getauscht. Franz Harb sen. war unter anderem auch Vizebürgermeister der damaligen Gemeinde, Obmann des Fatima-Kapellen-Vereins und Gründer des Bierbaumer Gesangsvereines.
Tatsächlich verbanden in den ersten Jahren viele Leute ihren „Kühlhausgang“ mit einem Einkauf beim Harb. Doch als die Kühltruhen und Eisschränke Mitte der 1960er Jahre auch für immer mehr Privathaushalte leistbar wurden, gingen die „Kastlmieteinnahmen“ stetig zurück.
Am Ende war es sogar ein Defizitgeschäft, da der Kaufmann Harb die Rechnungen immer pünktlich vorauszahlen musste, und die Kunden mit den Fachmieten immer säumiger wurden. Dazu kam es auch immer wieder zu Einbrüchen, sprich zu gewaltsamen Öffnungen der „Kühlkastln“.
Ein Rückgang der Teilnehmer sowie steigende Betriebs- und Erhaltungskosten läuteten letztendlich die Schließung der Anlage ein.
Da der Neubau einst mit wertvollen Rohstoffen, wie echten Naturkorkgranulatplatten mit Bitumen gebunden, isoliert worden war, erwies sich auch der Rückbau bzw. die Entsorgung als äußerst kostspielig. Der Schutt musste nämlich nach Wien zur Sondermüllentsorgung gebracht werden.
Heute sind die Räumlichkeiten der Tiefkühlanlage in eine bestehende Arztpraxis integriert. Die technische Anlage hat Franz Harb jun. der „Festhallengemeinschaft Bierbaum am Auersbach“ geschenkt. Seit ca. 2019 gibt es auch dort eine neue Kühlanlage, die alten Aggregate wurden von der Lieferfirma entsorgt.