Museum im alten Zeughaus
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Öffentliche Fernsprechstelle Hummersdorf

Im Innenhof des Museums im alten Zeughaus ist die ehemalige öffentliche Fernsprechstelle der Gemeinde Hummersdorf zu sehen. Diese befand sich ursprünglich im Vorraum des Hauses Nr. 4. und wurde Mitte der 1960er Jahre installiert. Die dafür notwendige Herstellung von Trassen mit Masten und Drähten wurde von der Post, vom Land Steiermark und von der Gemeinde selbst finanziert. Der Anteil der Gemeinde konnte durch „Robotdienste“ abgearbeitet werden. Die Rufnummer lautete: Radkersburg, Hummersdorf 280. Andreas Puntigam ist in dem Haus aufgewachsen, wo sich einst die für das Dorf so wichtige infrastrukturelle Einrichtung befand:

Mit dieser Telefonzelle verbindet Andreas Puntigam viele Erinnerungen. Foto MiaZ, Februar 2022
Das Haus in Hummersdorf, in welchem sich die öffentliche Sprechstelle befand. Foto MiaZ, Jänner 2022

 

„Oberhalb der Eingangstür gab es eine riesen Glocke, die man im ganzen Dorf gehört hat, das war aber nicht die Glocke des Hauses, sondern die Glocke der Telefonzelle. Denn wenn diese Glocke geläutet hat, dann hat es für die Großeltern, den Onkel oder mich geheißen: so schnell wie möglich in den Vorraum, in die Holzzelle, Apparat abnehmen und hören, was gibt es Neues, wer ist zu verständigen, wo will jemand einen Mitbewohner von Hummersdorf erreichen. Dementsprechend dann kleine Notizen machen, und eigentlich den Botendienst, rauf aufs Radl, hin zum betreffenden Nachbarn. 

Wenn jemand telefonieren wollte, musste er die  Zelle in unserem Haus aufsuchen, für ganz Hummersdorf gab es eine Telefonzelle, die sich aber nicht irgendwo an der Straße befunden hat, daher keine Sorge wegen Randalieren, Vandalismus, sondern im Hause Hummersdorf 4, im Vorraum, schön verpackt in einer Holzzelle. Die Zelle war gut isoliert, weil die Gespräche waren natürlich nicht immer für alle Ohren gedacht. Die Gebühren wurden auch da abgerechnet, weil Telefonieren kostet immer schon was. Es gab so ein schönes Kasterl, das war für mich in der Volksschulzeit natürlich eine Herausforderung: Das, was da oben auf der dem Telefon angehängten Zeitanzeige stand, danach anhand der Tabelle, die man unten rausziehen konnte, umzurechnen auf die Schillinge, die zu bezahlen waren, das Geld einzunehmen, zu wechseln, also immer wieder einmal eine kleine Aufregung für einen kleinen Buben.
Natürlich waren die Telefonate nicht immer nur tagsüber, sondern auch abends. Das Geräusch war eigentlich so normal wie für jemanden, der neben der Bahnstrecke wohnt und den Zug vorbeifahren hört. Kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen, weil wenn irgendwo ein Lärmpegel ist, gibt es schon große Aufregung und man ist schon total konfus und gestört, dass da einmal im Dorf irgendwann in der Nacht einmal eine Glocke läutet, die sämtliche Nachbarn auch hören, ja, das war einfach so.

Telefonapparat im Inneren der Telefonzelle. Foto MiaZ, Februar 2022
Schalter zum Umschalten zwischen Innen- und Außenglocke. Foto MiaZ, Februar 2022


Natürlich war dann schon immer ein bisschen die Frage, ist jetzt was passiert, ist was Aufregendes, oder eh nur eine normale Information, dass irgendwo halt der Tierarzt vorbeikommt und wieder den Stall besucht, oder eigentlich Banalitäten. Ich finde auch, dass diese Sensationsgier, die es heute gibt, damals einfach nicht vorhanden war. Wenn die Glocke geläutet hat, ist man davon ausgegangen, dass wer abhebt, wenn nicht, bist halt hingekommen, hast bei der Telefonzelle gewartet, und fünf Minuten später hat es halt noch einmal geläutet, weil wenn wer nicht erreichbar war, probiert man es ein zweites Mal. Es war einfach nicht normal, dass beim Anruf sofort jemand den Hörer in der Hand hat, redet und dann natürlich auch die nächste Bezugsperson schon da ist. Die Dinge haben einfach noch Zeit gehabt, und ich habe nicht das Gefühl gehabt damals, dass deswegen irgendetwas versäumt worden wäre. Weil die Benachrichtigungen waren eben die Glocke im Dorf oder die Sirene bei der Feuerwehr oder die Kirchenglocken, dass man gewusst hat, wann Mittag ist.“

Infozettel an der Telefonzelleninnenwand. Foto MiaZ, Februar 2022
Seit 2016 ist die Hummersdorfer Telefonzelle ein Museumsobjekt. Foto MiaZ, Februar 2022

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